"Es geht um den Umgang mit Tod und Trauer"

Interview mit Dr. Maren Kersten von der BGW: Wie die Ausstellung "In Würde Abschied nehmen" hilft, mit Tod und Trauer umzugehen, Ressourcen und Selbstfürsorge sowie Unterstützung durch die BGW.

Frau Dr. Kersten, am 11. Juli startet in Hamburg die BGW-Ausstellung „In Würde Abschied nehmen“. Sie will pflegerisches und medizinisches Personal und ehrenamtlich Tätige sensibilisieren, wie sie Sterbende in Würde begleiten. Wie schafft sie das?

Indem sie konkrete Unterstützung bietet. Zum Beispiel zum Thema Selbstfürsorge. Es geht darum, mich meinen eigenen Ängsten und Sorgen im Umgang mit Tod und Trauer zu stellen. Ich kann in der Ausstellung kreativ werden und ein persönliches Abschiedsritual entwickeln, das mir hilft, einen guten Abschluss zu finden. Und es geht auch um Ressourcen in der Sterbebegleitung. Wie schaffe ich es, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen? Was kann ich abgeben? Vielen ist nicht bewusst, wie viele Profis sie hinzuziehen können, um sich zu entlasten.

Maren Kersten

Tod und Sterben sind keine einfachen Themen. Was hilft mir dabei, mich darauf einzulassen?

Der Perspektivwechsel. Stellen Sie sich vor, Sie kommen gerade aus der U-Bahn, sind die paar Minuten zum Museum zu Fuß gegangen. Ihr Kopf ist noch angefüllt mit Alltag. Beim Eintritt in die Ausstellung nehmen Guides Sie in Empfang. Sie treffen Ihre Gruppe, mit der Sie die nächsten drei Stunden durch die Ausstellung geführt werden. Dann setzen Sie die VR-Brille auf, hören Musik, erleben eine Situation und tauchen plötzlich ein in eine ganz andere Welt.

Das setzt sich beim Ausstellungsrundgang fort. Es ist der Wechsel zwischen Zuhören und aktivem Mitwirken, das Umgehen mit den Ausstellungsstücken. Das Nachspielen von schwierigen oder unangenehmen Szenen, die ich in meinem professionellen Alltag erlebt habe und die mich immer noch beschäftigen. Da kommt vieles wieder hoch, mit dem ich aber nicht allein bin. Weil die Gruppe da ist und die speziell geschulten Guides.

Und was nehme ich für meine Arbeit mit?

Dass ich nicht allein bin, dass beispielsweise Teams sich gegenseitig unterstützen können und eine wichtige Kraftquelle sind. Und natürlich Handwerkszeug: In einem Raum der Ausstellung geht es um das Kennenlernen von Sterbephasen, das Erproben von schwierigen Gesprächssituationen, um Gesprächstechniken und aktives Zuhören. Was sage ich einem Menschen, der mich fragt: Muss ich sterben?

Was können Einrichtungen tun, um ihre Mitarbeitenden und auch die ehrenamtlich Tätigen vor chronischer Erschöpfung zu schützen? Welche Angebote gibt es?

Der Besuch der Ausstellung ist ein guter Einstieg in das Thema. Berufsschulen können dieses Format gut als Baustein in ihr Curriculum einfügen. Ebenso wichtig ist es im Medizinstudium für das angehende ärztliche Personal zum Einüben einer guten Arzt-Patienten-Kommunikation.

In Klinken, Altenpflegeeinrichtungen und ambulanten Dienste spielen die Arbeitsbedingungen und das Betriebsklima eine wesentliche Rolle beim Umgang mit psychischen Belastungen. Die BGW ist in puncto Unterstützung gut aufgestellt. Unsere Angebote reichen von der telefonischen Krisenberatung für Pflegekräfte über den Strategietag Psyche bis zum Beratungskonzept BGW-Personalkompetenz. Am besten erst die Ausstellung besuchen – und dann beraten lassen.

Zur Person: Dr. Maren Kersten

Dr. Maren Kersten ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Gesundheitswissenschaften bei der BGW tätig. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Erheben von arbeitsbedingten Stressoren und Ressourcen und Interventionen zur psychischen Belastung.