4. Preis: Petra Carstensen "Tagesmutter: Die Maikäfer"

Eine Frage vorweg: Wie steht es um die vielen Tagesmütter, die unsere Kinder liebevoll betreuen, begleiten, fördern und bilden? Wer sieht, was sie tagtäglich leisten?

Für meine Motive habe ich eine Tagesmutter (Kindertagespflegeperson) gefunden, die fünf Tageskinder und zwei ihrer eigenen drei Kinder betreut. Ihre Gruppe nennt sie „Die Maikäfer“. Es sind täglich sieben Kinder zwischen einem und vier Jahren, denen sie ihre volle Aufmerksamkeit und Kraft schenkt. Tagesmütter arbeiten selbstständig und allein. Sie haben keine Kolleginnen und Kollegen wie in einer Einrichtung. Sie haben niemanden, der sie vertritt oder ihnen eine kleine Pause an einem langen Tag ermöglicht.

Tagesmütter leisten Großartiges! Sie ermöglichen ihren Tageskindern eine kindgerechte Betreuung. Früher wuchsen die Kinder zu Hause in großen Familien mit drei bis vier Geschwistern auf und lernten voneinander und miteinander in einer übersichtlichen Gruppe, unterstützt von der Mutter oder der Tante oder der Großmutter. Genau diesen geschützten Raum – das Familiengefühl – bieten die Tagesmütter den Kindern. Das kann keine öffentliche Einrichtung. Die tägliche Belastung einer Tagesmutter ist groß. Sie ist durchgehend alleinverantwortlich für die Kinder. Kleinkinder brauchen Unterstützung und Hilfe, um die Welt um sich zu erkunden. Dabei wird die Tagesmutter körperlich stark belastet (unter anderem der Rücken) und sie muss stets alle Kinder im Blick haben. Zudem hilft sie beim An- und Auskleiden, kocht ihnen das Mittagessen, wickelt sie, tröstet, beruhigt, beschützt, bringt sie ins Bett und weckt sie behutsam aus dem Mittagsschlaf wieder auf, singt mit ihnen und gibt den Kindern immer das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Ich begleitete Frau Kausch einen Tag mit ihren Kindern. In der Fotostrecke sind nur vier der sieben Kinder (zwei eigene, fünf fremde) zu sehen, weil drei Elternpaare nicht damit einverstanden waren, dass ihre Kinder auf den Fotos des Wettbewerbs zu sehen sind (Datenschutzvereinbarung). Die Deutlichkeit der Arbeitsbelastung wird auch schon bei „nur“ vier Kindern sichtbar. Ich habe erlebt, wie anstrengend ein Betreuungstag ist und mit welcher Hingabe sich die Tagesmutter um ihre Schützlinge kümmert. Ich habe die Freude der Kinder gesehen, wenn sie morgens gebracht wurden, habe beobachtet, wie sie sich auf ihre kleinen Spielkameraden und -kameradinnen freuten und wie sie als Erstes zur Begrüßung auf den Schoß der Tagesmutter krabbeln wollten. Diese Menschen leisten einen in der Öffentlichkeit meist unsichtbaren, aber in ihrer Wirkung einen unvergleichbar großen Beitrag für unsere Kinder. Sie sind Mitgestalter unserer aller Zukunft.